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PARALLELSCHALTUNG
Benita Thisbe Tauer
Mehr als fünfzehn Jahre bin ich nun Hauswart.
Ich sehe dieses Gebäude wie eine Stadt, deren Bewohner die Studierenden, Lehrenden und jene, die diese Infrastruktur erhalten, sind. Die Stadt ist alt, hat viele verwinkelte Gassen, in denen ein Verirren möglich ist. Ich kann sie noch so gut kennen, trotzdem gerate ich immer wieder an Orte, an denen ich noch nicht war, entdecke neue Räume, Wege und Details, als wäre sie ein Labyrinth. Ein endlos wachsendes Labyrinth.
Als Hauswart hat man viel Verantwortung und zahlreiche Aufgaben. Wenn etwas nicht konform ist, werde ich gerufen. Ich werde aufgesucht, wenn etwas kaputt ist oder jemand etwas vermisst. Außerdem werde ich stets in sämtliche Planungen involviert. Ich bin der Erste, der kommt, und der Letzte der geht. Nach Mitternacht sperre ich für gewöhnlich ab. Vorher gehe ich durch das gesamte bauliche Ensemble und überprüfe alle Räume. Des Öfteren muss ich noch die letzten Eifrigen hinauswerfen. Dann endlich lösche ich die Lichter und eile nach Hause. Ich wohne nicht weit entfernt.
Doch mit der Zeit wird man manchmal unachtsam, lässt Räume aus, in denen sich keiner aufhalten würde. Wozu auch? Diese Räume werden so gut wie nie genutzt, und jedes Mal, wenn ich sie prüfe, ist alles in Ordnung, die Räume verschlossen. Einmal habe ich sogar den Generalschlüssel liegen lassen, weil ich noch verabredet und ohnehin schon spät dran war. Morgens musste ich den Schlüsseldienst bitten, niemandem von meinem Versäumnis zu erzählen.
Am Montag war ich wieder mal etwas schludrig und habe mein Portemonnaie in dem alten Gebäude vergessen. Es war gegen halb zwei Uhr in der Nacht, als ich die Tür noch mal aufschloss. Schnell wollte ich die Geldtasche holen, doch etwas kam mir komisch vor. Ich war mir sicher, alle Lichter ausgeschaltet zu haben. Aber im Gang flackerten die Lampen.
Seltsam.
Sie leuchteten in einem nicht erkennbaren Rhythmus auf.
Eine Leuchte an.
Aus.
Zwei aufeinanderfolgende Lampen an.
Und wieder aus.
An.
Aus.
An.
Aus.
An.
Dann gehen alle aus.
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