IN ATLANTIS FASTEN
Fabian Rougk
Er musste damals in die Wüste,
für vierzig Tage in die Wüste.
„Ich sehe deinen Hunger – ich sehe all dein Leiden.
Bist du, wer du meinst zu sein, mach Brot aus diesen Steinen.“
Man nahm ihn nach oben, auf den Tempel – auf die Zinnen.
„Du kannst einfach springen – dein Vater gibt dir Schwingen.“
Er sagte: „Nein.“
Deshalb tragen morgen alle Palmenaschekreuze,
heute tragen alle ihre Masken im Gesicht.
Morgen starten vierzig Tage Fasten und Verzicht –
tief unter dem Ozean.
Auf dem schwarzen Marmor drehen Abendkleider Kreise.
Subnautische Speisen – Hummer unter Algen.
Feine Seide, seichte Rüschen, weiße Blüten, hohe Decken.
Reife Früchte in den Schalen, auf der Bühne Instrumente.
Feine Pferdehaare streichen, treiben wundersüße Klänge
aus dem Körper nur aus Fichte – lassen Massen walzen.
Schmucker Balken der Zensur über den Augen aller Gäste.
Ein letzter Tanz und Trunk.
Riesige Garnelen – schwimmen in der Pfanne.
Fleischig weiche Kringel – rosarote Schale.
Dreh den großen Bauern – schwarze Kugeln werden Staub.
Staub fällt auf die Früchte, aus dem Ozean geklaut.
Lüstern unter Wasser – süße Orgie im Rausch.
Seegras ist in Honigsaft und Opium getaucht.
Bett an der konkaven Scheibe – Sonne scheint hier blau.
Jakob auf den Brüsten – blankes Perlmutt auf der Haut.
Er musste damals in die Wüste.
Seide, Porzellan und Leder – Steine und Fasanenfedern.
Ein runder Spiegel rahmt in Gold das Festbankett und Maskenträger.
Für vierzig Tage in die Wüste.
Schwimmhalle aus Glas und Eisen – riesengroße Taucherglocke.
Bodenloses Becken – kleine Kinder streicheln Mantarochen.
Er musste damals in die Wüste.
Wolken aus Parfüm hinter goldverzierten Türen.
Trauben, die berauschen, die verzaubern, die verführen.
Für vierzig Tage in die Wüste.
Sie ist kein Phantom – er erkennt sie am Geruch,
denn er schenkte ihr, in Stoff gewickelt, eben diesen Duft.